Nachhaltiges Bauen mit einem Blick auf das große Ganze: Ökologische und soziale Aspekte

Nachhaltiges Bauen ist in der heutigen Zeit mehr als nur ein Trend. Ich betrachte es als eine Notwendigkeit angesichts der globalen Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, wie den Klimawandel und die Ressourcenknappheit.
Aber nachhaltiges Bauen berücksichtigt nicht nur den Umweltgedanken, sondern berührt auch soziale Aspekte und schafft lebenswertere Gemeinschaften.

In diesem Blogbeitrag werfe ich einen genaueren Blick auf nachhaltiges Bauen und beleuchte dabei sowohl ökologische als auch soziale Gesichtspunkte.

Nachhaltiges Bauen: Mehr als nur Umweltschutz

Nachhaltiges Bauen geht weit über den Umweltschutz hinaus, obwohl dieser zweifellos ein zentraler Aspekt ist. Es bezieht sich auf die Gestaltung, den Bau und den Betrieb von Gebäuden und Infrastruktur auf eine Weise, die die Umweltauswirkungen minimiert und die natürlichen Ressourcen erhält. Dies geschieht durch die Reduzierung des Energieverbrauchs, den Einsatz erneuerbarer Energiequellen, die Verwendung umweltfreundlicher Baumaterialien und die Implementierung von Wassereffizienzmaßnahmen.

Ökologische Aspekte des nachhaltigen Bauens

  1. Energieeffizienz: Nachhaltige Gebäude sind so konzipiert, dass sie weniger Energie verbrauchen als herkömmliche Gebäude. Dies wird durch die Verwendung von energieeffizienten Baumaterialien, guter Wärmedämmung und moderner Technologie erreicht. Solarenergie, Windenergie und Geothermie sind Beispiele für erneuerbare Energiequellen, die in nachhaltigen Gebäuden genutzt werden können.
  2. Materialwahl: Nachhaltige Baumaterialien sind ressourceneffizient und umweltfreundlich. Dies schließt recycelte Materialien, Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und Materialien mit geringem ökologischem Fußabdruck ein. Die Verwendung von lokal verfügbaren Materialien reduziert zudem den Transportaufwand und die damit verbundenen Emissionen.
  3. Wassereffizienz: Wasserknappheit ist eine globale Herausforderung. Nachhaltige Gebäude integrieren Systeme zur Wassereffizienz, wie Regenwassernutzung, graues Wasserrecycling und effiziente Sanitäranlagen, um den Wasserverbrauch zu minimieren.
  4. Abfallreduzierung: Nachhaltige Bauprojekte setzen auf Abfallvermeidung und -recycling. Bauabfälle werden minimiert, und Abfälle, die dennoch anfallen, werden wiederverwertet oder ordnungsgemäß entsorgt.

Soziale Aspekte des nachhaltigen Bauens

Nachhaltiges Bauen betrifft nicht nur die Umwelt, sondern hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Gesellschaft. Hier sind einige soziale Aspekte, die bei nachhaltigen Bauprojekten berücksichtigt werden:

  1. Wohnqualität: Nachhaltige Gebäude sind oft besser gestaltet und bieten eine höhere Wohnqualität. Dies kann durch mehr natürliches Licht, bessere Luftqualität, Lärmschutz und grüne Freiräume erreicht werden. Ein gesundes und komfortables Wohnumfeld trägt zur Lebensqualität und zum Wohlbefinden der Bewohner*innen bei.
  2. Zugänglichkeit und Barrierefreiheit: Nachhaltige Gebäude sollten für alle Menschen zugänglich sein, unabhängig von ihren körperlichen Fähigkeiten. Dies schafft inklusive Gemeinschaften und fördert die soziale Integration.
  3. Lokale Wirtschaftsförderung: Nachhaltige Bauprojekte können die lokale Wirtschaft stärken, indem sie lokale Handwerker*innen und Bauunternehmen beauftragen. Dies trägt zur Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region bei und unterstützt die Wirtschaftsentwicklung.
  4. Gemeinschaftsbeteiligung: Bei der Planung und Entwicklung nachhaltiger Bauprojekte ist die Beteiligung der Gemeinschaft von entscheidender Bedeutung. Die Anwohner*innen sollten die Möglichkeit haben, ihre Bedenken und Ideen einzubringen, um sicherzustellen, dass die Projekte die Bedürfnisse der Gemeinschaft erfüllen.

Ein Blick auf erfolgreiche Beispiele

Es gibt zahlreiche Beispiele für nachhaltige Bauprojekte weltweit, die sowohl ökologische als auch soziale Aspekte berücksichtigen. Ein herausragendes Beispiel ist der "DC-Tower“ in der Donau City, Wien. Dieses Bürogebäude wurde nach den höchsten Nachhaltigkeitsstandards gebaut und erhielt das BREEAM-Zertifikat mit dem Status „exzellent“ für nachhaltige Gebäude. Es nutzt erneuerbare Energiequellen, wird energiesparend beheizt mittels Bauteilaktivierung, recycelt Regenwasser und fördert die Mitarbeiter*innengesundheit durch eine hervorragende Innenraumqualität und besondere Dienstleistungen wie Fitness-Center, Wellnessbereich und E-Mobility-Services.

Alle BREEAM-zertifizierten Gebäude aus dem DACH-Raum kann man unter https://breeam.de/projekte/ nachschlagen. Bürogebäude sind oft mit exzellent bewertet, Wohnbauten erreichen das nur in Ausnahmefällen, aber immerhin Großteils befriedigende und gute Ergebnisse.

Nähere Infos zu BREEAM-Zertifizierung auch unter: https://www.tuvsud.com/de-at/branchen/real-estate/immobilien/energie-und-nachhaltigkeit-bei-immobilien/breeam

Ein weiteres inspirierendes Beispiel ist das "Vauban" Viertel in Freiburg, Deutschland. Dieses Wohnviertel wurde als nachhaltige Gemeinschaft entwickelt und legt besonderen Wert auf umweltfreundliche Verkehrsoptionen, wie Fahrradinfrastruktur und öffentlichen Nahverkehr. Der alte Baumbestand wurde weitestgehend erhalten. Entstanden ist ein attraktiver, familienfreundlicher Stadtteil für inzwischen 5.500 EinwohnerInnen, in dem Bürger*innenengagement, Bauen in der Gemeinschaft und umweltbewusstes Leben großgeschrieben werden. Niedrigenergiebauweise ist verpflichtend, Passivbauweise, Plusenergiebauweise und der Einsatz von Solartechnik sind für die meisten Standard.

Es ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie nachhaltiges Bauen die Lebensqualität der BewohnerInnen verbessern kann.

Die Zukunft des nachhaltigen Bauens

Die Bedeutung des nachhaltigen Bauens wird in Zukunft weiter zunehmen. Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung und des steigenden Bedarfs an Wohnraum und Infrastruktur ist es von entscheidender Bedeutung, nachhaltige Prinzipien in die Bauindustrie zu integrieren. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten.

Innovative Technologien werden eine Schlüsselrolle bei der Förderung des nachhaltigen Bauens spielen. Intelligente Gebäudeautomatisierungssysteme, erneuerbare Energietechnologien und fortschrittliche Baumaterialien werden dazu beitragen, Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit weiter zu verbessern.

Fazit

Nachhaltiges Bauen ist keine Modeerscheinung, sondern eine dringende Notwendigkeit. Es berücksichtigt nicht nur ökologische Aspekte, sondern auch soziale Gesichtspunkte, um lebenswertere Gemeinschaften zu schaffen. Die Zukunft des Bauens liegt in der Integration von Nachhaltigkeitsprinzipien in jeden Schritt des Bauprozesses. Durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten – Entscheidungsträger*innen und Ausführende - können wir eine nachhaltigere und lebenswerte Zukunft für uns und kommende Generationen schaffen. Es liegt an uns allen, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen.


 

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Doppelhaus Massivholz - fotocredit: Katharina Wocelka